|
- Musiktherapie
für Kinder und Jugendliche
- Kinder
lieben Klänge, Töne und Geräusche. Sie reagieren sehr sensibel und
unmittelbar darauf, Musik dient dabei der spielerischen und sinnlichen
Erkundung ihrer selbst, des eigenen Körpers, sowie der unmittelbaren
Umwelt. Anhand von Klängen und Instrumenten ist es in der Therapie
möglich, auf non-direktive Weise in eine Beziehung mit den Kindern zu
treten und dabei gleichsam gezielte wie behutsame Angebote für weitere
Entwicklungsschritte zu machen. Auf körperlich-emotionale Spannungen
kann regulierend Einfluss genommen werden, kindliche Ängste werden
reduziert, sowie die Explorationsfreude unterstützt. Grundlegende
Eigenschaften der kindlichen Entwicklung, wie Aufmerksamkeit, Ausdauer,
Sensomotorik, sozial-emotionale Interaktion, vorsprachliche
Kommunikation, sowie sprachliche Ausdrucksfähigkeit werden in der
Musiktherapie gleichsam geweckt, stabilisiert, unterstützt und der
aktuellen Entwicklung angemessen gestaltet. In der Musiktherapie mit
Jugendlichen können Themen wie Selbstsicherheit, Persönlichkeits- und
Identitätsentwicklung, die häusliche Ablösung sowie eigene
Lebensperspektiven weitere Unterstützung und Begleitung erfahren.
|
|
-
|
-
Auszug
aus einer Therapiestunde mit einer zehnjährigen autistischen Klientin:
-
Klientin: „Gell, ich bin sehr scheu aber jetzt hab ich viel weniger
Angst als am Anfang, als ich zu Dir kam. Was hast Du dann gemacht als
ich Angst hatte?“
-
Therapeutin:
„Ich war sehr vorsichtig mit Dir.“
-
Klientin:
„Was ist vorsichtig?“
-
Therapeutin:
„Wenn man ganz genau hinhorcht wie Du neulich, als Du die Klangschalen
fühltest, weißt Du noch?“
-
(Vorgeschichte:
In einer Stunde kürzlich nahm die Klientin die Klangschalen auf ihre
Handfläche. Die Therapeutin schlug die Klangschale an und fragte sie:
„Fühlst Du’s?“ Klientin: „Was ist fühlen?“ Therapeutin: „Das Kitzeln.
Kannst Du das fühlen? Klientin: „Ja“. Nimmt die Klangschale und stellt
sie sich auf den Bauch... Schlägt sie an, horcht, fühlt… Plötzlich
während des unglaublich andächtigen, stillen Momentes: “Ist Fühlen das
gleiche wie Gefühle?“ Therapeutin: „Ja, Deine Gefühle kannst du
fühlen“.)
-
Klientin
also: „Und jetzt bist Du immer noch vorsichtig mit mir?“
-
Therapeutin:
„Selbstverständlich! Das werde ich auch immer sein. Alle Menschen
müssen vorsichtig miteinander umgehen“.
-
Klientin:
„Ich freue mich so, dass Du da bist und wir
zusammen was machen können! Da wird mir ganz hell im Bauch und dann
muss ich lachen.“ Lacht…
-
Quelle:
„Prozesse und Wechselwirkungen - Horchen, Verstehen und Handeln in der
Musiktherapie mit autistischen Menschen.“ Hamel, N., Homberger, S. in
"Das Hören des Therapeuten."
Jahrbuch
Musiktherapie, Band 8
Hrsg. Deutsche
Musiktherapeutische Gesellschaft e.V. (DMtG). 2012.
|
|
|
|
|
|
- Musiktherapie für Erwachsene
- Als emotionales Medium schafft Musik ohne Worte einen
unmittelbaren Zugang zu Gefühlen und tiefer verankerten Erlebnissen.
Vor allem bei chronisch psychischen Belastungen ist es in der
Musiktherapie möglich, sich der eigenen Befindlichkeit behutsam zu
nähern. Im weiteren Verlauf kann diese mit Hilfe der musikalischen
Wirkweisen schrittweise transformiert und integriert werden, um im
weiteren wieder zu einer seelischen Stabilität und Gesundheit zu
finden. Musik bringt uns in Kontakt mit unserer
seelischen Mitte und weckt gleichzeitig vegetative, motorische,
kognitive,
sprachliche Reaktionen. Letzteres macht sich vor allem die
neurologische Musiktherapie zunutze, in welcher Musik gezielt und
strukturiert abgestimmt wird. Musikalische Parameter wie Rhythmus,
Tonhöhe, Klangfarbe, Dynamik, Tempo, Melodieverläufe oder bestimmte
Harmonien zielen
explizit darauf ab, spezifische körpereigene Funktionen zu verbessern,
welche nicht primär als musikalische beschrieben werden. Zum Einsatz
kommen darüber hinaus instrumentale und stimmliche Improvisationen,
singtherapeutische
Methoden, sowie rezeptive, d.h. rein hörende und damit verbundene,
stressregulierende Verfahren wie z.B. Klangmassagen.
|
|
-
|
- „Wenn ich ganz Ohr bin, dann…
…erreicht mich die Welt im Inneren.“ Frau S., 38 Jahre
…bekomme ich alles mit.“ Frau B, 40 Jahre
…ist mein Herz offen.“ Frau W., 40 Jahre
…kann ich mich hören.“ Frau C., 53 Jahre
…bin ich präsent und offen dafür, was der andere sagt.“ Frau S., 46
Jahre
…höre ich aufmerksam zu.“ Frau K., 49 Jahre
…denke ich daran, dass ich neulich im Bus gehört habe wie jemand sagte :
- „Ich
bin ganz Ohr“. Was bedeutet das? Ich finde es komisch, dass ein Mensch
sich Ohr nennt…“ Herr H., 33 Jahre
…höre ich besser“. Herr S., 48 Jahre
… sehe ich nicht“. Herr H., 54 Jahre
Nehmen
sie diese Antworten gerne als Anregung, auf ihre eigenen
inneren Reaktionen und Gedanken zu achten und den Satz in Abstimmung
mit ihrer eigenen, inneren Stimme zu ergänzen!
|
-
|
-
|
- Musiktherapie für
Senioren und in der Palliativ- und Hospizarbeit
-
Musiktherapie mit Menschen, welche dem Lebensende
entgegen gehen hat eine besondere Aufgabe. Es gilt selten mehr, etwas
zu erreichen, zu verbessern, zu leisten, zu beweisen. Vielmehr geht es
um die Würdigung eines gelebten Lebens samt der Umsetzung all der noch
vorhandenen Möglichkeiten, dem bestmöglichen Nutzen der noch
vorhandenen Fähigkeiten, um Lebensfreude und Genuss am Moment. Die
eigene, gewachsene Identität steht im Mittelpunkt, Erinnerungen dienen
der eigenen Rückschau und Bewusstwerdung. Musik bietet hier einen
Zugang zu allen Ebenen der menschlichen Existenz. In der Musiktherapie
mit alten Menschen oder im Bereich der Palliativ- und Hospizarbeit
kommen hauptsächlich seelsorgerische Aspekte zum Tragen. Möglich sind
dabei Gespräche über frühere, musikalische Erlebnisse,
musiktherapeutische Improvisationen, gemeinsames Singen bekannter und
unbekannter Lieder, Klang- und Fantasiereisen, das gemeinsame Anhören
von Musik, atmosphärisches Fürspiel oder das schlichte Lauschen in die
„Stille“ und auf die darin enthaltenen Klänge.
|
|
|
-
Vor
lauter Lauschen und Staunen sei still,
du mein tieftiefes Leben;
dass du weißt, was der
Wind dir will,
eh noch die Birken beben.
Und wenn dir einmal das
Schweigen sprach,
lass deine Sinne besiegen.
Jedem Hauche gib nach,
gib nach,
er wird dich lieben und
wiegen.
Und dann meine Seele sei
weit, sei weit,
dass dir das Leben
gelinge,
breite dich wie ein
Feierkleid
über die sinnenden Dinge.
Rainer Maria Rilke
|
|
|
|