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Musiktherapie Sandra Schneider-Homberger
Eindrücke


Musiktherapie für Kinder und Jugendliche

Kinder lieben Klänge, Töne und Geräusche. Sie reagieren sehr sensibel und unmittelbar darauf, Musik dient dabei der spielerischen und sinnlichen Erkundung ihrer selbst, des eigenen Körpers, sowie der unmittelbaren Umwelt. Anhand von Klängen und Instrumenten ist es in der Therapie möglich, auf non-direktive Weise in eine Beziehung mit den Kindern zu treten und dabei gleichsam gezielte wie behutsame Angebote für weitere Entwicklungsschritte zu machen. Auf körperlich-emotionale Spannungen kann regulierend Einfluss genommen werden, kindliche Ängste werden reduziert, sowie die Explorationsfreude unterstützt. Grundlegende Eigenschaften der kindlichen Entwicklung, wie Aufmerksamkeit, Ausdauer, Sensomotorik, sozial-emotionale Interaktion, vorsprachliche Kommunikation, sowie sprachliche Ausdrucksfähigkeit werden in der Musiktherapie gleichsam geweckt, stabilisiert, unterstützt und der aktuellen Entwicklung angemessen gestaltet. In der Musiktherapie mit Jugendlichen können Themen wie Selbstsicherheit, Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung, die häusliche Ablösung sowie eigene Lebensperspektiven weitere Unterstützung und Begleitung erfahren.

Auszug aus einer Therapiestunde mit einer zehnjährigen autistischen Klientin:

Klientin: „Gell, ich bin sehr scheu aber jetzt hab ich viel weniger Angst als am Anfang, als ich zu Dir kam. Was hast Du dann gemacht als ich Angst hatte?“

Therapeutin: „Ich war sehr vorsichtig mit Dir.“

Klientin: „Was ist vorsichtig?“

Therapeutin: „Wenn man ganz genau hinhorcht wie Du neulich, als Du die Klangschalen fühltest, weißt Du noch?“
(Vorgeschichte: In einer Stunde kürzlich nahm die Klientin die Klangschalen auf ihre Handfläche. Die Therapeutin schlug die Klangschale an und fragte sie: „Fühlst Du’s?“ Klientin: „Was ist fühlen?“ Therapeutin: „Das Kitzeln. Kannst Du das fühlen? Klientin: „Ja“. Nimmt die Klangschale und stellt sie sich auf den Bauch... Schlägt sie an, horcht, fühlt… Plötzlich während des unglaublich andächtigen, stillen Momentes: “Ist Fühlen das gleiche wie Gefühle?“ Therapeutin: „Ja, Deine Gefühle kannst du fühlen“.)

Klientin also: „Und jetzt bist Du immer noch vorsichtig mit mir?“

Therapeutin: „Selbstverständlich! Das werde ich auch immer sein. Alle Menschen müssen vorsichtig miteinander umgehen“.

Klientin: „Ich freue mich so, dass Du da bist und wir zusammen was machen können! Da wird mir ganz hell im Bauch und dann muss ich lachen.“  Lacht…


Quelle:
„Prozesse und Wechselwirkungen - Horchen, Verstehen und Handeln in
der Musiktherapie mit autistischen Menschen.“ Hamel, N., Homberger, S. in "Das Hören des Therapeuten."
Jahrbuch Musiktherapie, Band 8

Hrsg. Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft e.V. (DMtG). 2012.




Musiktherapie für Erwachsene

Als emotionales Medium schafft Musik ohne Worte einen unmittelbaren Zugang zu Gefühlen und tiefer verankerten Erlebnissen. Vor allem bei chronisch psychischen Belastungen ist es in der Musiktherapie möglich, sich der eigenen Befindlichkeit behutsam zu nähern. Im weiteren Verlauf kann diese mit Hilfe der musikalischen Wirkweisen schrittweise transformiert und integriert werden, um im weiteren wieder zu einer seelischen Stabilität und Gesundheit zu finden. Musik bringt uns in Kontakt mit unserer seelischen Mitte und weckt gleichzeitig vegetative, motorische, kognitive, sprachliche Reaktionen. Letzteres macht sich vor allem die neurologische Musiktherapie zunutze, in welcher Musik gezielt und strukturiert abgestimmt wird. Musikalische Parameter wie Rhythmus, Tonhöhe, Klangfarbe, Dynamik, Tempo, Melodieverläufe oder bestimmte Harmonien zielen explizit darauf ab, spezifische körpereigene Funktionen zu verbessern, welche nicht primär als musikalische beschrieben werden. Zum Einsatz kommen darüber hinaus instrumentale und stimmliche Improvisationen, singtherapeutische Methoden, sowie rezeptive, d.h. rein hörende und damit verbundene, stressregulierende Verfahren wie z.B. Klangmassagen.

„Wenn ich ganz Ohr bin, dann…

…erreicht mich die Welt im Inneren.“ Frau S., 38 Jahre
…bekomme ich alles mit.“ Frau B, 40 Jahre
…ist mein Herz offen.“ Frau W., 40 Jahre
…kann ich mich hören.“ Frau C., 53 Jahre
…bin ich präsent und offen dafür, was der andere sagt.“ Frau S., 46 Jahre
…höre ich aufmerksam zu.“ Frau K., 49 Jahre
…denke ich daran, dass ich neulich im Bus gehört habe wie jemand sagte :
„Ich bin ganz Ohr“. Was bedeutet das? Ich finde es komisch, dass ein Mensch sich Ohr nennt…“ Herr H., 33 Jahre
…höre ich besser“. Herr S., 48 Jahre
… sehe ich nicht“. Herr H., 54 Jahre

Nehmen sie diese Antworten gerne als Anregung, auf ihre eigenen inneren Reaktionen und Gedanken zu achten und den Satz in Abstimmung mit ihrer eigenen, inneren Stimme zu ergänzen!

Musiktherapie für Senioren und in der Palliativ- und Hospizarbeit

Musiktherapie mit Menschen, welche dem Lebensende entgegen gehen hat eine besondere Aufgabe. Es gilt selten mehr, etwas zu erreichen, zu verbessern, zu leisten, zu beweisen. Vielmehr geht es um die Würdigung eines gelebten Lebens samt der Umsetzung all der noch vorhandenen Möglichkeiten, dem bestmöglichen Nutzen der noch vorhandenen Fähigkeiten, um Lebensfreude und Genuss am Moment. Die eigene, gewachsene Identität steht im Mittelpunkt, Erinnerungen dienen der eigenen Rückschau und Bewusstwerdung. Musik bietet hier einen Zugang zu allen Ebenen der menschlichen Existenz. In der Musiktherapie mit alten Menschen oder im Bereich der Palliativ- und Hospizarbeit kommen hauptsächlich seelsorgerische Aspekte zum Tragen. Möglich sind dabei Gespräche über frühere, musikalische Erlebnisse, musiktherapeutische Improvisationen, gemeinsames Singen bekannter und unbekannter Lieder, Klang- und Fantasiereisen, das gemeinsame Anhören von Musik, atmosphärisches Fürspiel oder das schlichte Lauschen in die „Stille“ und auf die darin enthaltenen Klänge.
Vor lauter Lauschen und Staunen sei still,
du mein tieftiefes Leben;
dass du weißt, was der Wind dir will,
eh noch die Birken beben.

Und wenn dir einmal das Schweigen sprach,
lass deine Sinne besiegen.
Jedem Hauche gib nach, gib nach,
er wird dich lieben und wiegen.

Und dann meine Seele sei weit, sei weit,
dass dir das Leben gelinge,
breite dich wie ein Feierkleid
über die sinnenden Dinge.

Rainer Maria Rilke



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